Wohnen von Migrant*innen und ihre (begrenzte) Teilhabe (bpb)

02/2023

Auf dem Wohnungsmarkt wird es eng. Versorgungsdefizite insbesondere in den unteren Wohnungsmarktsegmenten treffen Zugewanderte besonders.

Wohnen ist nicht nur ein Grundbedürfnis, es ist auch eine wichtige Voraussetzung für Integration. Wohnungsmarkt und Teilhabe an allen Lebensbereichen hängen eng miteinander zusammen. Denn der Wohnungsmarkt beeinflusst, wo Menschen leben und welche Zugänge sie zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Ressourcen haben. Ein aktuelles Beispiel sind die mit beengten Wohnverhältnissen verbundenen Herausforderungen für konzentriertes Arbeiten im Homeschooling und Homeoffice während der Corona-Pandemie. Ungleiche Wohnverhältnisse sind damit nicht nur Ausdruck, sondern auch Ursache sozialer Ungleichheiten.

Deutschland ist eine ‚postmigrantische Gesellschaft‘. Eine Gesellschaft, in der die Grenzen zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft, zwischen Alteingesessenen und Zugewanderten immer mehr verschwinden – und die sich vor dem Hintergrund der Debatten um den Stellenwert von Migration neu ordnet. Doch auch wenn Migration immer mehr zur – umkämpften – Normalität wird, gibt es noch Unterschiede und Ungleichheiten. So verfügen beispielsweise Personen mit Migrationshintergrund immer noch über ein geringeres Durchschnittseinkommen. Sie sind daher auf die erschwinglichen Segmente des Wohnungsmarktes besonders angewiesen. In den letzten zwanzig Jahren hat sich jedoch der Bestand der preisgebundenen Wohnungen in Deutschland mehr als halbiert. Angebote fehlen insbesondere in jenen Segmenten, die von (ressourcenschwächeren) Migrant*innenhaushalten besonders häufig nachgefragt werden: preisgünstige Mietwohnungen für Einpersonenhaushalte und für Haushalte mit fünf und mehr Personen.

Versorgungsengpässe erzeugen ein Umfeld, in dem Raum für Benachteiligung entsteht: Angesichts des allgemeinen Mangels an Wohnungsangeboten können selbst ‚faire‘ Vermietungsverfahren keine ausreichende Wohnungsversorgung sicherstellen. Neben der (begrenzten) Verfügbarkeit erschwinglichen Wohnraums erschweren auch die Vermietungsentscheidungen der Wohnungsanbietenden die Wohnraumversorgung von Menschen mit (zugeschriebenem) Migrationshintergrund: So berichtet rund jede dritte Person mit Migrationshintergrund, die in den letzten zehn Jahren auf Wohnungssuche war, Erfahrungen mit Diskriminierung aufgrund ihrer (ethnischen) Herkunft gemacht zu haben. Und Diskriminierung lässt sich nicht einfach mit der deutschen Staatsangehörigkeit abstreifen. Schwarze Menschen muslimischen Glaubens etwa berichten zu fast 90 Prozent von Diskriminierungserfahrungen bei der Wohnungssuche. Weiterlesen im Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung

 


Dossier. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) am 8.2.2023