Was diese Kinder leisten, ist nicht normal“ Wenn Minderjährige ihre Eltern pflegen

01/2019

In Deutschland werden 1,8 Millionen pflegebedürftige Menschen ohne professionelle Hilfe von ihren Angehörigen versorgt – oft von den eigenen minderjährigen Kindern. Zwar ist das für viele Jugendliche selbstverständlich, doch oft sind sie überfordert damit.

In seinem Kinderbuchklassiker „Pünktchen und Anton“, geschrieben 1931, erzählt Erich Kästner von einem Zwölfjährigen, der sich nach der Schule um seine kranke Mutter und den kleinen Familienhaushalt kümmert. Kästners Geschichte vom pflegenden Anton ist fast 90 Jahre alt. Ein bejahrtes Thema aus der Weimarer Republik, könnte man denken. Aber tatsächlich sind Kinder, die sich um ihre kranken Eltern kümmern, nicht von gestern. Es gibt sie auch heute.

Im politischen Dauerstreit zum Thema Pflege spielen diese Kinder und Jugendlichen jedoch keine Rolle. In den Pflege-Berichten der großen Krankenkassen kommen pflegende Kinder nicht vor. Für die Kassen scheinen sie gar nicht zu existieren, und auch die Wissenschaft interessierte sich lange nicht für sie. In Europa sind es britische Forscher, die Anfang der 90er-Jahre erste Zahlen vorlegen. Sie sind viele Jahre die Basis für Schätzungen in anderen Ländern. Sabine Metzing, Professorin an der Universität Witten-Herdecke arbeitet seit 2004 zum Thema. Sie gilt als „Pionierin“ der deutschen Forschung und hat kürzlich eine umfangreiche Studie abgeschlossen.


Zum Beitrag (schriftlich und podcast) in Deutschlandfunk-Kultur vom 21.01.2019