Warmes Essen für Kinder im Lockdown

01/2021

Bruchsal. In Bruchsal ist am Montag das Projekt Mensamobil gestartet. Kindern wird ab sofort während des Lockdowns ein Mittagessen nach Hause oder auch in die Notbetreuung geliefert. Innerhalb weniger Tage wurde das Projekt von Patrik Hauns, Fachbereichsleiter Bildung, Soziales und Sport bei der Bruchsaler Stadtverwaltung, und seinem Team auf die Beine gestellt und ist in dieser Form bislang einzigartig in Baden-Württemberg, wie es vonseiten des Städtetages heißt. Bislang konnten schon rund 50 Kinder in der Stadt mit einem Mittagessen versorgt werden. Eltern können sich für das Angebot noch anmelden.

Noch vor wenigen Tagen hatte die Diakonie Deutschland in einer Pressemitteilung auf die fehlende Verpflegung von Kindern hingewiesen. Der Wohlfahrtsverband plädierte dafür, dass bedürftigen Familien das Geld für die Schulkindverpflegung, das im Bildungs- und Teilhabepaket zur Verfügung steht, direkt ausgezahlt wird. „Die Mittagessensversorgung für Kinder muss auch unter Corona-Bedingungen finanziert und ermöglicht werden“, appellierte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Durch die Schulschließungen im Lockdown sei die Schulverpflegung für die Kinder entfallen. „Das Schulessen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket erreicht viele bedürftige Kinder nicht mehr, obwohl diese auch zuhause eine warme Mahlzeit dringend bräuchten“, so Loheide weiter.

Kontakt zu Erwachsenen außerhalb der Familie

In Bruchsal übernehmen den Lieferdienst die Schulsozialarbeiter und Pädagogen aus den städtischen Jugendhäusern. Das Angebot richte sich an alle Kinder der Stadt, betont Patrik Hauns. Berufstätige Eltern, Alleinerziehende im Homeoffice oder Großeltern, die bei der Betreuung unterstützten, könnten vom Angebot profitieren. Bei bedürftigen Kindern werde das Essen mit dem vorgesehenen Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket bezahlt. Das übernimmt das Landratsamt Karlsruhe als zuständige Sozialbehörde. Auch dort begrüßt man den Vorstoß der Bruchsaler. „Es handelt sich um ein Ausnahmeprojekt. Wir sind glücklich, dass die Stadt das macht“, sagt Michael Bolek, Leiter des Amtes für Grundsatz und Soziales im Landkreis.

Im Jahr 2020 haben nach Angaben des Landratsamtes im gesamten Landkreis Karlsruhe 1.526 Kinder Leistungen für eine gemeinschaftliche Mittagsverpflegung erhalten. Benjamin Lachat, Sozialdezernent beim Städtetag Baden-Württemberg, lobt die schnelle und unkomplizierte Umsetzung in Bruchsal. „Es geht hier nicht nur um das Essen, sondern dass es Kindern und Jugendlichen egal aus welchem sozialen Milieu ermöglicht wird, mit Erwachsenen außerhalb der eigenen Familie Kontakt halten zu können“, beschreibt er. Seiner Einschätzung nach habe die Große Kreisstadt ihre Größe als Vorteil erkannt und ausgenutzt. Bei größeren Städten sei ein solches Projekt viel schwieriger auf den Weg zu bringen. Ähnliche Ideen seien daher im ersten Lockdown gescheitert. Patrik Hauns hat das Bruchsaler Modell inzwischen seinen Kollegen beim Städtetag vorgestellt. (Dieser Artikel wurde aus der BNN-App geteilt.)


Radiobeitrag-Mensamobil-SWR