Statistik: Unehelich – na und?

02/2023

Rund jedes dritte Kind in Deutschland kommt nicht ehelich auf die Welt. Vor allem im Osten sind Frauen vergleichsweise häufig unverheiratet, wenn sie Nachwuchs bekommen. Und die meisten West-Babys mit unverheirateten Eltern erblicken nicht etwa in den großen Metropolen das Licht der Welt, sondern in drei mittelgroßen Städten. Erst heiraten, dann an Nachwuchs denken – das war einmal. Noch Anfang der 1990er Jahre kamen gerade einmal 15 Prozent der Kinder in Deutschland nicht ehelich zur Welt, heute sind es mit rund 33 Prozent mehr als doppelt so viele.

Der Trend zum Baby ohne Trauschein ist allerdings ein Phänomen, das sich nicht nur auf Deutschland beschränkt (Grafik, über den  Link): Der Anteil der nicht ehelich geborenen Kinder ist in den EU-Ländern von rund 23 Prozent im Jahr 1998 auf nahezu 43 Prozent im Jahr 2019 gestiegen. Einen großen Sprung gab es in den vergangenen Jahren unter anderem in Frankreich: Erblickten 1998 bereits gut 42 Prozent der Babys ohne verheiratete Eltern das Licht der Welt, stieg die Quote bis 2020 sogar auf 61 Prozent. Damit bekommen die Franzosen EU-weit die meisten unehelichen Kinder.  Deutschland landet mit 33 Prozent auf den „hinteren Rängen“: Nur sechs andere EU-Länder hatten 2020 einen niedrigeren Wert.

Die Tendenz in der Bundesrepublik zeigt  insgesamt nach unten: 2017 lag die Quote der unehelich geborenen Kinder an allen Geburten noch bei 35 Prozent, seitdem sinkt sie kontinuierlich – und zwar auch in allen ostdeutschen Bundesländern. So befanden sich Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern 2013 mit einer Quote von rund 63 Prozent mit Abstand an der Spitze des Bundesländer-Rankings. Im Jahr 2021 sank der Anteil an unehelichen Kindern in beiden Bundesländern auf ungefähr 55 Prozent. Da die niedrigeren Quoten im Westen in etwa gleich geblieben sind, könnte dies erstmals auf eine leichte Annäherung zwischen Ost und West hindeuten.

Dieser jüngste Trend zeigt auch, dass sich viele Paare in Deutschland wieder der traditionellen familiären Lebensform zuwenden, sprich: heiraten. So ist die Zahl der Eheschließungen zuletzt deutlich gestiegen – von 374.000 im Jahr 2013 auf 416.000 im Jahr 2019. Bedingt durch die Coronapandemie gab es in den folgenden zwei Jahren allerdings wieder einen Rückgang auf nur noch 358.000 im Jahr 2021 – viele Paare dürften ihre Hochzeit verschoben haben. Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Grund für die Entwicklung ist die verstärkte Zuwanderung von Personen mit traditionelleren Familienbildern. So leben Zuwandererkinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit deutlich häufiger bei einem verheirateten Elternpaar als Kinder mit deutschen Eltern. (Anmerkung: Letzteres könnte auch – zumindest teilweise – eine Erklärung dafür sein, dass Baden-Württemberg  mit 23,8 Prozent den „letzten Platz“ im Ranking belegt.)


Ganzer Artikel und weiterführende Links in IWD vom 02.02.2023