Überschuldete Familien – Neuer Gesellschaftsreport der FamilienForschung BW erschienen
12/2022
Überschuldung führt zu einem Anstieg der Armut, kann damit den sozialen Zusammenhalt und die Entwicklung der mitbetroffenen Kinder gefährden. Die Schuldnerberatung übernimmt als zentrale Anlaufstelle daher eine wichtige sozialpolitische Rolle. Der GesellschaftsReport BW der FAmilienForschung BW beleuchtet anhand quantitativer Daten das Ausmaß, die Ursachen sowie Folgen der Überschuldung von Familien. Zweitens stellt er anhand der Fachliteratur sowie qualitativen Interviews mit Schuldenberaterinnen und -beratern heraus, wo Ansatzpunkte für die Verbesserung der Beratung betroffener Familien liegen.
Paarfamilien nutzen häufiger die Schuldnerberatung und sind aufgrund der Abbezahlung von Krediten stärker finanziell belastet als Paare ohne Kinder. Alleinerziehende sind im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung Baden-Württembergs unter den Ratsuchenden deutlich überrepräsentiert.
Überschuldung resultiert aus multiplen Problemlagen, die sich gegenseitig verschärfen und zirkulär zu weiterer Verschuldung beitragen können. Deshalb sind insbesondere Familien in prekären Lebenslagen von Überschuldung betroffen. Erste Studien zeigen, dass die Corona-Pandemie zur Überschuldung von Alleinerziehenden beigetragen hat. Es wird erwartet, dass auch der derzeitige Anstieg der Lebenshaltungs- und Energiekosten zur Überschuldung von Familien führt.
Überschuldung bedeutet für die betroffenen Familien eine Belastung ihrer Sozialbeziehungen und hat Auswirkungen auf ihre psychische und physische Gesundheit. Wenn Kinder in überschuldeten Familien aufwachsen, hat das langfristige negative Folgen für ihren Bildungsweg und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Mögliche psychische Folgen für Kinder sind abhängig vom Umgang der Eltern mit der finanziellen Belastung sowie den Auswirkungen auf ihr Erziehungsverhalten.
Anmerkung: Derzeit werden vom Sozialministerium 9 Projekte gefördert, die innovative Ansätze verfolgen, wie durch Beratung und Prävention Schulden und Lebenslage bewältigt werden können. Das ist prima. Insgesamt aber bleibt die Versorgung mit Angeboten der Schuldnerberatung weit hinter dem Bedarf zurück. Bei dieser Gelegenheit weisen wir auch nochmals auf unsere Forderung nach einem landesweiten Notfallfonds für die zu erwartenden Härtefälle (wo es um Wohnungsverluste oder Strom- bzw. Heizungssperren geht) hin.