Statistik: Kinder und Jugendliche von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss besonders von Armut bedroht

07/2023

Armutsgefährdungsquote unter Kindern und Jugendlichen von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss bei 37,6 %, von Eltern mit höherem Bildungsabschluss bei 6,7 %. Armut oder soziale Ausgrenzung bedrohen ein Viertel der Kinder und Jugendlichen, Anteil in zwei Drittel aller EU-Staaten niedriger als in Deutschland.

WIESBADEN – Wie stark Kinder und Jugendliche von Armut bedroht sind, hängt auch von der Bildung ihrer Eltern ab. Die Armutsgefährdungsquote von unter 18-Jährigen, deren Eltern über einen niedrigen Bildungsabschluss wie etwa einen Haupt- oder Realschulabschluss ohne beruflichen Abschluss als höchsten Abschluss verfügten, lag 2022 in Deutschland bei 37,6 %. Unter Kindern und Jugendlichen von Eltern mit einem mittleren Bildungsabschluss waren 14,5 % armutsgefährdet, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand von Ergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) mitteilt. Zu den mittleren Bildungsabschlüssen zählen beispielsweise eine abgeschlossene Berufsausbildung oder das Abitur. Hatten die Eltern einen höheren Bildungsabschluss wie etwa einen Meistertitel oder ein abgeschlossenes Studium als höchsten Abschluss, waren 6,7 % der Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht. Zum Vergleich: Insgesamt waren in Deutschland im vergangenen Jahr knapp 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet. Das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von 14,8 %.

Anmerkung LFR: Weshalb die Veröffentlichung der Zahlen gerade jetzt ein Politikum darstellt, verdeutlicht der Artikel aus der taz-Online (s.u.). Der durchaus richtige Verweis, dass Kinder nicht isoliert arm sind, sondern zusammen mit ihren Eltern und zwar hauptsächlich in Abhängigkeit von deren Bildungsstand ist für den Finanzminister nämlich ein Argument gegen die Kindergrundsicherung und für mehr Bildung und Infrastruktur (zumindest als Wortblase).  Auch wir sehen es beim Landesfamillienrat so, dass die Armut Kinder nicht isoliert betrifft, sondern die Familie als System. Daher spricht viel dafür, nicht nur die Kinder durch Bildungsangebote zu adressieren, sondern auch die Eltern zu erreichen und mitzunehmen. Das Gesamtsystem anheben, gewissermaßen. Denn wie schwer es ist, Kinder an den Eltern „vorbei zu bilden“, das belegen die gerade vorgelegten Zahlen. Bildungsverläufe lassen sich verbessern, wenn gerade bildungsungwohnte Eltern bei ihren komplexen Erziehungsaufgaben unterstützt werden. Um Missverständnissen vorzubeugen: Diese Worte sprechen für ein ausgebautes System der (Familien)Bildung und Familienförderung und nicht gegen die gute Absicherung des sozio-kulturellen Existenzminimums von Kindern!


DESTATIS PM 26.07.2023

TAZ zu Zahlen des Statistischen Bundesamtes Kinderarmut am 26.07.2023