Statistik: Jede*r Fünfte hat weniger als 16.300 Euro
10/2022
Etwa jeder Fünfte in Deutschland rangiert im untersten Einkommensbereich und muss mit einem Nettoeinkommen von weniger als 16.300 Euro im Jahr auskommen. Fast ein Drittel kann unerwartete Ausgaben nicht bestreiten.
In Deutschland mussten im Jahr 2021 zwei Fünftel der Menschen mit einem Nettoeinkommen von weniger als 22.000 Euro auskommen, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Auf der anderen Seite hatten zwei Fünftel (40 Prozent) der Bevölkerung ein Einkommen von 28.400 Euro und mehr. Einem Fünftel der Bevölkerung stand sogar nur ein sogenanntes Nettoäquivalenzeinkommen von unter 16.300 Euro im Jahr zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein um Einspareffekte in Mehrpersonenhaushalten bereinigtes Pro-Kopf-Einkommen.
Viele Alleinerziehende mit geringem Einkommen: Zu den insgesamt 40 Prozent der Bevölkerung mit den geringsten Einkommen zählen nach Angaben der Statistiker überdurchschnittlich oft Menschen aus Haushalten von Alleinerziehenden. Fast zwei Drittel (64,6 Prozent) von ihnen verfügten 2021 über ein Nettoäquivalenzeinkommen von weniger als 22.000 Euro im Jahr, bei gut einem Drittel (33,2 Prozent) betrug es weniger als 16.300 Euro. Zu den 40 Prozent mit den geringsten Einkommen zählen überdurchschnittlich oft Alleinerziehende. Fast zwei Drittel (64,6 Prozent) von ihnen verfügten 2021 über ein Nettoäquivalenzeinkommen von weniger als 22.000 Euro im Jahr, bei gut einem Drittel (33,2) betrug es weniger als 16.300 Euro.
Je mehr Kinder, desto geringer das Einkommen: Ähnliches gilt für Personen in Haushalten mit zwei Erwachsenen und drei oder mehr Kindern: 57,7 Prozent von ihnen hatten ein Nettoeinkommen von unter 22.000 Euro. Für Personen in Haushalten mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern beziehungsweise einem Kind traf das auf 36,0 beziehungsweise 29,7 Prozent zu. Aber auch viele alleinlebende Erwachsene finden sich in den untersten Einkommensgruppen: Mehr als die Hälfte (53,2 Prozent) dieser Gruppe kommt auf unter 22.000 Euro im Jahr, knapp ein Drittel (32,2 Prozent) der Alleinlebenden verfügte über weniger als 16.300 Euro Einkommen. Von den Menschen im Ruhestand verfügte ebenfalls etwa die Hälfte (50,1 Prozent) im Jahr 2021 über ein Nettoeinkommen von unter 22.000 Euro, fast ein Viertel (24,6 Prozent) hatte weniger als 16.300 Euro zur Verfügung.
Unerwartete Ausgaben können sich viele nicht leisten: Vor diesem Hintergrund wundert es kaum, dass bei fast einem Drittel der Menschen in Deutschland unerwartete Ausgaben die eigenen Finanzmittel übersteigen. 31,9 Prozent der Bevölkerung hierzulande war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr nicht in der Lage, spontan 1150 Euro oder mehr aus ihrem Budget zu stemmen. Damit war diese Gruppe nach Berechnungen der Wiesbadener Statistiker in Deutschland größer als etwa in Frankreich (27,6 Prozent) und den Niederlanden (15,1 Prozent). In Rumänien, Kroatien, Griechenland, Zypern und Lettland verfügten nach Angaben der Behörde vom Mittwoch jeweils mehr als 40 Prozent der Bevölkerung nicht über ausreichende finanzielle Rücklagen für ungeplante größere Ausgaben.
Warnung vor Einkommensverlusten: Derweil rechnet der Ökonom Gabriel Felbermayr mit deutlich höheren Wohlstandsverlusten in Deutschland, als es die bisherigen Konjunkturprognosen erwarten lassen. Das Einkommen der Bürger werde 2022 nicht um 1,4 Prozent wachsen, wie es die vier führenden Wirtschaftsforschungsinstitute vergangene Woche in ihrem gemeinsamen Herbstgutachten angenommen hatten, sagte Felbermayr der „Süddeutschen Zeitung“.Einer eigenen Untersuchung zufolge rechnet der Ökonom damit, dass die Kaufkraft der Deutschen dieses Jahr vielmehr um ungefähr 1,3 Prozent sinken wird. Zur Begründung verweist der Chef des in Wien ansässigen Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung auf die hohen Importpreise etwa für Gas und Öl, die bei der Berechnung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) und damit des gesamtwirtschaftlichen Einkommens nicht berücksichtigt würden.
Historischer Kaufkraftverlust voraus? Kommendes Jahr könnte der Rückgang der Kaufkraft dann sogar bei rund vier Prozent liegen, so Felbermayr. Diese Einschätzung deckt sich mit den Prognosen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft: Die IfW-Experten gehen davon aus, dass die Kaufkraft der Deutschen im kommenden Jahr um 4,1 Prozent einbricht – und damit so stark wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland.