Schwerpunktjahr 2020 „Starke Kinder – chancenreich“: Politik muss familienverträgliche und kinderfreundliche Strukturen schaffen
03/2020
Stuttgart / Freiburg / Karlsruhe, 5. März 2020.
Caritas und Diakonie in Baden-Württemberg begrüßen die heute vorgestellte Initiative des Ministeriums für Soziales und Integration. Mit der Strategie „Starke Kinder – chancenreich“ können die Startbedingungen für Kinder und Jugendliche im Südwesten verbessert werden. Dass jedes 5. Kind im wohlhabenden Baden-Württemberg von Armut bedroht ist, halten die kirchlichen Wohlfahrtsverbände im Land für einen unhaltbaren Zustand. In der Zusage einer Fördersumme von rund 8 Millionen Euro in den Jahren 2020 und 2021 für Initiativen und Modelle, die sich gegen Kinder- und Familienarmut richten, sehen Diakonie und Caritas daher einen positiven Kurs. Die Verbände begrüßen die Zielsetzung des Landes, nachhaltige Wirkung erzielen zu wollen. So sollen laut Minister Lucha bis 2030 in allen Stadt- und Landkreisen Präventionsnetzwerke geschaffen werden. Die Förderung von jeweils zehn neuen Präventionsnetzwerken landesweit in 2020 und 2021 ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Damit diese Angebote auch auf alle Kommunen im Land ausgeweitet werden können, muss dieses Engagement weiter verstärkt werden. Inwiefern das Schwerpunktjahr anhaltend spürbar wird, zeigt sich am Ende an der Flächenwirkung, so die Verbände.
Ein tiefgreifendes Um- und Neudenken halten die Wohlfahrtsverbände daher für unumgänglich. Neben materieller Armut müssen die Nachteile vor allem bezogen auf die Bildungs- und Teilhabechancen dringend angegangen werden. Aber auch die schlechte Gesundheit sowie die gesellschaftliche Ausgrenzung armutsbedrohter Kinder sind für Caritas und Diakonie nicht länger hinnehmbar. Hierfür braucht es dringend einen Masterplan. Das Schwerpunktjahr „Starke Kinder – chancenreich“ kann dazu einen Rahmen bieten.
Um die Chancen für armutsbedrohte Kinder zu verbessern, muss in der Politik zudem über Ressortgrenzen hinweg kooperiert werden. So muss der Faktor „Kinderarmut“ in allen Ministerien berücksichtigt werden, er betrifft Fragen zu Arbeitsmarkt, Bildung, Mobilität, Wohnen, Gesundheit bis hin zur Steuer- und Rentenpolitik.
Ganz besonders ist der Aspekt der Bildungsgerechtigkeit hervorzuheben: Die Tatsache, dass der Bildungserfolg in Baden-Württemberg immer noch stärker als in anderen Bundesländern vom Bildungsniveau der Herkunftsfamilie abhängt, ist seit langem hinreichend bekannt. Hier sind ein unverzügliches Handeln und eine dauerhafte und verbindliche Kooperation mit dem Kultusministerium gefragt, um die unheilvolle Konstellation aufzubrechen. Die vier Kirchlichen Wohlfahrtsverbände im Land sehen mit dem Schwerpunktjahr gegen Kinderarmut nun die Gelegenheit, diese Kooperation weiter auszubauen und zu institutionalisieren.
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