Schuldnerberatung verzeichnet höhere Nachfrage in Pandemie  

10/2021

Berlin (dpa) – Die Folgen der Corona-Pandemie lassen aus Sicht von Schuldnerberatungsstellen etwa der Caritas und Diakonie immer mehr Menschen in Deutschland in finanzielle Not geraten. Die Beratungsstellen verzeichneten im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Aufkommen vor der Pandemie einen deutlichen Anstieg der Anfragen nach Beratung. Das ergab eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände. «Die steigende Nachfrage nach sozialer Schuldnerberatung ist alarmierend», so Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Zu Beginn der Pandemie hätten sich viele Menschen noch durch Rücklagen oder privat geliehenes Geld finanziell über Wasser halten können. Inzwischen könnten viele ihre Überschuldung aber nicht mehr ausgleichen.

Die gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen haben im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Aufkommen vor der Pandemie einen deutlichen Anstieg der Anfragen nach Beratung verzeichnet. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände hervor. Demnach erhöhte sich bei mehr als zwei Dritteln der befragten Stellen die Anzahl der Anfragen. Während knapp die Hälfte einen Anstieg zwischen 10 und 30 Prozent meldete, waren es bei knapp einem Fünftel mehr als 30 Prozent. An der Umfrage beteiligten sich 461 Beratungsstellen, davon etwa 300 von den kirchlichen Sozialverbänden Caritas und Diakonie. In 28 Prozent der Beratungsstellen war die erhöhte Nachfrage nach Beratung auf Miet- und Energieschulden zurückzuführen. (…)

Die künftige Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Welskop-Deffaa, forderte Ausgleichsmaßnahmen wie eine Klimaprämie. Es sei nicht zu verstehen, dass es einen Anspruch auf eine kostenlose Schuldnerberatung erst gebe, wenn Menschen keinen Job mehr hätten: «Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle.»

Zur Arbeitsgemeinschaft zählen unter anderen der Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, der Deutsche Caritasverband, der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband und die Diakonie.

In Deutschland gibt es etwa 1.400 Schuldnerberatungsstellen in Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände oder der Kommunen oder als Mitglied in einem der Verbände. Im Gegensatz zu gewerblichen Anbietern ist die gemeinnützige soziale Schuldnerberatung für die überschuldeten Menschen kostenfrei. Die Träger beklagen seit Längerem eine Unterfinanzierung.