Pro familia: Jugendgerechte Aufklärung und sexuelle Bildung nützen

04/2018

Jugendgerechte Aufklärung und sexuelle Bildung nützen: Schwangerschaftsabbrüche bei Minderjährigen in Baden-Württemberg besonders stark zurückgegangen

In Baden-Württemberg ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche erneut zurückgegangen, insgesamt um 1,6 Prozent. Besonders stark – um 11 Prozent – fiel in Baden-Württemberg die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger. Für pro familia steht diese Entwicklung im Zusammenhang mit der guten Aufklärung und mit einer früh einsetzenden sexuellen Bildung.

Die Entwicklung ist in Baden-Württemberg besonders erfreulich. Bei der Beurteilung der bundesweiten Zahlen ist es wichtig, die vom Statistischen Bundesamt erstellte Auswertung zur Zahl der Schwangerschaftsabbrüche pro 10.000 Frauen zu nutzen. Damit ist im Gegensatz zu Absolutzahlen der Vergleich zu den Vorjahren und der tatsächlichen Entwicklung möglich. Diese Zahl lag bundesweit 2012 bei 59 Schwangerschaftsabbrüchen pro 10.000 Frauen, 2017 lag sie bei 58 Schwangerschaftsabbrüchen pro 10.000 Frauen. Bei den Minderjährigen ging die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche auch bundesweit noch stärker zurück, von im Jahr 2012 noch 30, auf im Jahr 2017 noch 23 Abbrüchen je 10.000 Minderjährigen.

Beratung und Information wie sie die pro familia Beratungsstellen anbieten, tragen dazu bei, ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. pro familia legt einen besonderen Schwerpunkt auf sexualpädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche und die Fortbildung von Lehrkräften zu sexualpädagogischen Themen. „Die Angebote der pro familia Beratungsstellen tragen zur Achtsamkeit Jugendlicher für die eigene Sexualität und das eigene Leben bei, vermitteln Wissen zu Körpervorgängen und Verhütung und stärken Jugendliche, sich zu Themen wie Verhütung, Sexualität und Partnerschaft ausdrücken zu können.“, so Ruth Weckenmann, Vorsitzende von pro familia Baden-Württemberg.“ Sie spielen daher eine wichtige Rolle bei der Verhinderung ungewollter Schwangerschaften und sind unverzichtbarer Bestandteil der Angebote nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz in Deutschland.“

Auf dieser guten Entwicklung darf sich die Politik nicht ausruhen: Angesichts einer wachsenden Bevölkerung gerade auch des Anteils der Kinder und Jugendlichen, dem besonderen Beratungsbedarf geflüchteter Menschen und Menschen mit Behinderung, muss die Beratungskapazität ausgebaut werden. Die Anfragen für Angebote sexueller Bildung mit Blick auf Inklusionsansätze für Menschen mit Behinderung als auch mit Blick auf Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete nehmen zu, ohne dass mehr Kapazitäten zur Verfügung stehen. Bereits jetzt ist es nicht mehr möglich, das Beratungsangebot gemäß den gesellschaftlichen Bedarfen zu erweitern.

23.03.2018