Nein, ich will nicht! Zwangsverheiratungen in BW – Neuer Report der FamilienForschung
10/2022
Zwangsverheiratung ist eine Form der geschlechtsbezogenen Gewalt mit Ursprung in patriarchalisch geprägten Gesellschaften und Familiensystemen, die auch in Deutschland und Baden-Württemberg vorkommt. Der GesellschaftsReport BW nähert sich diesem Phänomen anhand qualitativer leitfadengestützter Interviews und analysiert bestehende Maßnahmen zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung in Baden-Württemberg sowie Bedarfe und Optimierungspotenziale. Interviewt wurden sechs Expertinnen und Experten fachlich berührter Stellen im Land, die einen Beitrag zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung leisten.
Die Zahl der von Zwangsverheiratung betroffenen jungen Menschen ist vergleichsweise gering. Die Folgen einer erzwungenen Ehe für die Betroffenen sind jedoch gravierend. Vor diesem Hintergrund können Staat und Gesellschaft Zwangsverheiratungen nicht tatenlos hinnehmen. Der Report zeigt, dass die Hilfestrukturen in Baden-Württemberg vielfältig aufgestellt sind. Um Zwangsverheiratung wirksam zu bekämpfen, sind ganzheitliche Ansätze und Strukturen notwendig, die sowohl an der Beratung und Unterstützung von Betroffenen als auch an der Prävention und Sensibilisierung ansetzen.
Deutlich wurde, dass fachspezifische Strukturen für die erfolgreiche Unterstützung der Betroffenen in diesem hochsensiblen Themenkomplex notwendig sind. Auch bei der Unterbringung von vor Zwangsverheiratung fliehenden Personen bieten fachspezifische Wohnunterkünfte die geeignetste Versorgung und Unterstützung. Sie sind auf die speziellen Bedarfe (beispielsweise Anonymität, Verständnis der Situation, pädagogische Betreuung) ausgerichtet. Aktuell ist die Nachfrage nach spezifischen Zufluchtsangeboten groß.