Monitor Familienforschung: Allein- oder getrennterziehen – Lebenssituation, Übergänge, Herausforderungen
07/2021
Der Monitor Familienforschung „Allein- oder getrennterziehen – Lebenssituation, Übergänge, Herausforderungen“ des Bundesfamilienministeriums präsentiert neue Zahlen, Fakten und Studienergebnisse zur Situation Allein- und Getrennterziehender in Deutschland. Der Monitor basiert unter anderem auf Untersuchungen von Dr. Sabine Hübgen (WZB) und Dr. Christina Boll (DJI) sowie einer Befragung der Betroffenen durch das Institut für Demoskopie Allensbach. Der Monitor legt einen besonderen Fokus auf die Übergänge und Dynamiken im Leben Alleinerziehender.
Die Ergebnisse des Monitors Familienforschung zeigen, dass es für geringqualifizierte, arbeitslose und einkommensarme Personen deutlich wahrscheinlicher ist, alleinerziehend zu werden. Außerdem spielt die partnerschaftliche Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit vor der Trennung eine große Rolle für die ökonomische Selbstständigkeit der Mütter nach Trennung. So arbeiten Alleinerziehende häufiger und mit höherer Stundenzahl als Mütter in Paarfamilien. Beim Übergang ins Alleinerziehen behält über die Hälfte der Alleinerziehenden ihren Erwerbsstatus bei. Fast 14 Prozent können ihren Erwerbsstatus sogar verbessern und wechseln direkt im ersten Jahr von der Nichterwerbstätigkeit in eine Teilzeiterwerbstätigkeit beziehungsweise von einer Teil- zu einer Vollzeiterwerbstätigkeit.
Bei dem Bezug von SGB II-Leistungen hat der Monitor Familienforschung ergeben, dass dieser von den veränderten Lebensumständen in den Jahren um den Übergang ins Alleinerziehen weitgehend unberührt bleibt. Die Abhängigkeit von SGB II-Leistungen von Alleinerziehenden wird maßgeblich durch die Lebensumstände vor der Trennung geprägt.
Für viele Alleinerziehende ist diese Familienform keine Dauerlösung. Demnach sind nach drei Jahren drei von 10 Eltern nicht mehr alleinerziehend. Im Falle der jüngeren Alleinerziehenden lebt sogar die Hälfte fünf Jahre nach Beginn des Alleinerziehens wieder mit einem neuen Partner zusammen. Nach einer Trennung bleiben fast drei Viertel der Eltern weiterhin in Kontakt und der Umgang mit dem Kind kann in fast 60 Prozent der Fälle einvernehmlich geregelt werden. Knapp neun von zehn der Alleinerziehenden geben an, Anspruch auf Unterhalt für sich oder ihre Kinder zu haben – allerdings erhält die Hälfte die Zahlungen nicht oder nur teilweise, was häufig daran liegt, dass der andere Elternteil über kein ausreichendes Einkommen verfügt. Mehr als ein Drittel beziehen daher Unterhaltsvorschuss.
Mit ihrem Leben sind die meisten der befragten Alleinerziehenden zufrieden. Dabei spielt das Haushaltseinkommen die größte Rolle, aber auch das Alter und die Frage, ob eine neue Partnerin oder ein neuer Partner existiert. Sechs von zehn Alleinerziehende sind stolz darauf, dass sie es schaffen, selbstständig für sich und die Kinder zu sorgen. Knapp zwei Drittel der Trennungsväter, die ohne ihr Kind leben, geben allerdings an, dass die Trennung von ihrem Kind sie stark oder sehr stark belastet.
Neben den Fragen zu Umgangsrecht, der Kinderbetreuung und des Einkommens geht es auch die Gestaltung dieser Familienphase und -form. Zu Beginn des Alleinerziehens müssen Betreuungsarrangements erneuert, die Rollenaufteilung und auch die Unterhaltsfrage mit der Expartnerin beziehungsweise dem Expartner geklärt und eine Perspektive für existenzsichernde Erwerbstätigkeit entwickelt werden. Angebote zur Familienbildung und -beratung (der Jugendämter oder anderer Träger) bieten in dieser Phase wertvolle Orientierung und konkrete Hilfe; sie stärken die Familienmitglieder und helfen, private sowie berufliche Perspektiven in der neuen Lebensphase zu entwickeln sowie den Blick vom Elternkonflikt hin zum Wohlergehen des Kindes zu wenden. Wenn die Bekanntheit erhöht und der Zugang niedrigschwellig gestaltet wird, können Trennungsfamilien besonders gut von den professionellen Angeboten profitieren.