Mobilität für alle – Nachhaltige Mobilität und soziale Teilhabe in BW. Neuer Gesellschaftsreport erschienen

10/2021

Die Familienforschungsstelle des Statistischen Landesamtes thematisiert Zusammenhänge von Mobilität und sozialer Teilhabe und zeigt deutliche Nachteile für Kinder und Senioren.

„Verkehrspolitik und Sozialpolitik haben Gerechtigkeitsfragen in der Mobilität zu wenig im Blick. Sie müssen die Mobilitätsbedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen berücksichtigen. Die Auswirkungen von verkehrspolitischen Entscheidungen auf sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen müssen stärkere Berücksichtigung finden.“ Das ist die Kernaussage des vom Sozialministerium in Auftrag gegebenen aktuellen GesellschaftsReports BW der Familienforschungsstelle des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg. Er verdeutlicht, dass eine gerechte Ausgestaltung der Mobilitätswende bewusst in den Blick genommen werden muss.

Die Mobilität in Baden-Württemberg ist unter verschiedenen Personengruppen unterschiedlich hoch. Vergleicht man einzelne Gruppen mit der Gesamtgesellschaft, so wird deutlich, dass insbesondere ältere Menschen, arbeitslose Personen, alleinerziehende Personen, Menschen mit niedrigen Einkommen und auch Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen weniger mobil sind. Auch sind Frauen im Schnitt weniger mobil als Männer. Zudem sind einkommensschwache Bürgerinnen und Bürger auch stärker von Mobilitätsnachteilen betroffen, zum Beispiel von einer schlechten Anbindung an den öffentlichen Verkehr und von anderen ungünstigen Wohnlagen.

Mobilitätseinschränkungen und Benachteiligungen in anderen Gesellschaftsbereichen (Arbeitsmarkt, Gesundheitsbereich, Bildungschancen und Freizeitgestaltung) verstärken sich wechselseitig. Im Umkehrschluss erleichtern Mobilitätschancen die Teilhabe an der Gesellschaft und eine soziale Teilhabe erhöht die Mobilitätsoptionen. Zum Beispiel sind berufstätige Personen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mobil und mobilere Personen sind mit einer höheren Wahrscheinlichkeit berufstätig. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, sowohl vonseiten der Verkehrspolitik als auch der Sozialpolitik die Mobilitätsbedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen in den Blick zu nehmen.

Die Corona-Pandemie hat in Baden-Württemberg zu einer Verlagerung weg von dem öffentlichen Verkehr und der Kombination mehrerer Verkehrsmittel hin zum Pkw-Verkehr aber auch Rad- und Fußverkehr geführt. Insbesondere ist bei den Haushalten mit hohen Einkommen die Anzahl derer gestiegen, die vermehrt das Auto nutzen und die auch in Zukunft beabsichtigen öffentliche Verkehrsmittel zu vermeiden. Haushalte mit geringen Einkommen sind jedoch häufiger auf letztere angewiesen. Den Report finden Sie über den u.a. Link

Hinweis auf die Reihe „Mobilitätswende gerecht gestalten“ in den Jahren 2022-2025, zu der das Verkehrsministerium und die Evangelische Akademie Bad Boll inladen.  Die Auftaktveranstaltung ist am 29. Oktober 2021 von 14:00-17:30 Uhr in den Hospitalhof Stuttgart. Die Reihe von  thematisiert je die Mobilitäts- und Teilhabebedingungen von

  • Menschen mit Handicaps und ältere Menschen
  • Kinder und Jugendliche sowie Familien
  • Migrant_innen
  • Menschen in Armut und von Armut bedrohte Menschen

Gesellschaftsreport Mobiliät 2-2021

Mobilitätswende gerecht gestalten 29.10.2021, Stuttgart

FamilienForschung Baden-Württemberg