Studie: 15 Jahre Elterngeld. Erfolge ja, aber noch Handlungsbedarf

12/2022

Die Einführung des Elterngeldes vor 15 Jahren markierte einen Paradigmenwechsel in der deutschen Familienpolitik. Als „Einkommensersatzleistung“ nach der Geburt eines Kindes sollte es einen Schonraum für junge Familien schaffen sowie eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen und eine partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung ermöglichen. Seitdem hat sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in vielerlei Hinsicht verbessert. Die Aufteilung der elterlichen Betreuungszeit macht aber trotz Elterngeld lediglich langsame Fortschritte. Nur jeder zehnte Vater nimmt mehr als zwei Monate Elternzeit in Anspruch. Das zeigt eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB)  für den Zeitraum von 2009 bis 2019. Der Auswertung zufolge leisten Mütter immer noch den Großteil der Kinderbetreuung. »Über die ersten Lebensmonate des Kindes hinaus sind seit Einführung des Elterngeldes kaum weitere Fortschritte bei der Aufteilung der Familienarbeit zu erkennen«, sagte Mathias Huebener, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BIB. Das Elterngeld wurde vor 15 Jahren eingeführt. Es beträgt etwa 67 Prozent des vorgeburtlichen Einkommens, mindestens 300 Euro und maximal 1800 Euro pro Monat und wird dem betreuenden Elternteil für bis zu zwölf Monate nach der Geburt des Kindes gezahlt.

Vereinbarkeit von Kind und Karriere verbessert: Eltern erhalten zwei zusätzliche Elterngeldmonate, wenn beide Elternteile mindestens zwei Monate Elterngeld beziehen. Seit Mitte 2015 besteht mit der Einführung des ElterngeldPlus außerdem die Möglichkeit, den halben Betrag über die doppelte Dauer zu beziehen. Als »Einkommensersatzleistung« nach der Geburt eines Kindes sollte es einen Schonraum für junge Familien schaffen sowie eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen und eine partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung ermöglichen. Seitdem habe sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in vielerlei Hinsicht verbessert, ergab die Studie des BiB. Es zeige sich aber auch: Nicht alle Erfolge wirken über die Elternzeit von Müttern und Vätern hinaus.

Mit dem Elterngeld stieg der Studie zufolge bei Müttern von Kindern unter drei Jahren zwar die Erwerbsbeteiligung von 43 auf 56 Prozent. Auch erhöhte sich der Anteil von Vätern, die Elterngeld beziehen, auf 43 Prozent. »Ein merklicher Erfolg«, sagt eine der Autorinnen der Studie, Sophia Schmitz. Trotz gestiegener Erwerbsbeteiligung erfahren Mütter nach der Elternzeit aber teilweise Karrierenachteile. Eine Arbeitsmarktbeteiligung führe »nicht zwingend zum Arbeitsmarkterfolg«, heißt es in der Studie. Belegt wird dies mit Einbußen im Berufsprestige, die sich für Frauen nach der Elternzeit ergeben. Dagegen zeigen sich bei Vätern – auch nach längeren Elternzeiten – eher Anstiege im Berufsprestige.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die meisten Väter seien parallel mit ihren Partnerinnen in Elternzeit, eine alleinige Verantwortung für die Kinderbetreuung sei nach wie vor selten. Auch wenn sich Väter mit mehr als zwei Monaten Elterngeldbezug dauerhaft etwas stärker einbrächten, leisteten Mütter weiterhin den Großteil der Kinderbetreuung und Hausarbeit. »Väter übernehmen kaum alleinige Verantwortung für die Kinderbetreuung«, so die Schlussfolgerung. Dass traditionellere Geschlechterrollen fortbestehen, könnte auch daran liegen, so die Studie, dass andere familienpolitische Maßnahmen, etwa das Ehegattensplitting, den Zielen des Elterngeldes noch entgegenstünden.

 


Studie: 15 Jahre Elterngeld. Erfolge und Handlungsbedarf