Lösungswege: Handeln statt Lamentieren. Ideen für die Zukunft der Kinderbetreuung

03/2023

Dramatischer Personalmangel, tausende fehlender Kita-Plätze, verkürzte Öffnungszeiten – die Negativ-Schlagzeilen rund um die Kinderbetreuung hören nicht auf. Der Städtetag Baden-Württemberg zeigt konkrete Lösungsideen auf, um ins Handeln zu kommen. „Die Bedürfnisse von Kindern, Eltern und Erziehungspersonal in den Einrichtungen sind von Stadt zu Stadt verschieden. Vor Ort gibt es großes Potential und kreative Ideen, wie unsere Kitas fit für die Zukunft gemacht werden könnten“, sagte Ralf Broß, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags. „Dazu brauchen wir mehr Beinfreiheit statt der engen Vorgaben etwa beim Fachkräftekatalog. Wenn die Städte die nicht erfüllen müssten, würden sich ganz neue Perspektiven öffnen.“  Nach den Ideen des Städtetags soll es nun auch in der frühkindlichen Bildung mittels eines Zukunftsparagrafen möglich werden, neue pädagogische und organisatorische Erkenntnisse zu entwickeln und zu erproben.

Dreh- und Angelpunkt bei der Notlage der Kitas ist der Personalmangel: Die Städte Esslingen, Heilbronn, Herbolzheim, Karlsruhe, Konstanz, Lahr, Ludwigsburg, Ravensburg, Stuttgart Tübingen, Waiblingen und Weinheim haben im Rahmen des Projekts „Kita der Zukunft“ anderthalb Jahre lang nach neuen Wegen für die Personalgewinnung, die Personalsicherung und das Personalmanagement gesucht. Möglich wurde das im Rahmen der „Trägerspezifischen innovativen Projekte“ (TiP). TiP wurde vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport ausgeschrieben und wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt begleitet. Die Mittel sind Teil der Bundesförderung im Rahmen des KiQuTG („Gute-Kita-Gesetz“).

Als Konsequenz aus den Erkenntnissen in den Projektstädten schlägt der Städtetag einen „Zukunftsparagrafen“ im Kindertagesbetreuungsgesetz vor, mit dessen Hilfe das Kita-System fit für die Zukunft gemacht werden kann. „Dieser Zukunftsparagraf soll begrenzende Regelungen außer Kraft setzen, denn landesrechtlich werden viele Möglichkeiten eingeschränkt“, so Ralf Broß. „Wir wollen Blockaden auflösen, indem vor Ort neue Erfahrungen gemacht und Diskussionen angestoßen werden.“

Eins ist dem Städtetag dabei wichtig: „Das Wohl, der Schutz und die Sicherheit der Kinder stehen weiterhin ganz oben, hier wird es keinerlei Abstriche geben“, stellt Benjamin Lachat, Dezernent für Soziales beim Städtetag, klar. „Die Grundidee lautet: Alle Beteiligten vor Ort – Eltern, Personal, Kommune – setzen sich an einen Tisch und finden ihre individuelle Lösung, die für alle funktioniert. Das können neue Öffnungszeiten sein, andere Betreuungsangebote oder andere Gruppenstrukturen. Auch beim Personaleinsatz können durch einen passgenauen Mix an qualifizierten Fachkräften und engagierten Zusatzkräften neue Wege gegangen werden.

Ziel sei es, dass die im Landesrecht geregelten Rahmenbedingungen gelockert werden und es den Kommunen ermöglich wird, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln und auszuprobieren. Eine Refinanzierungsmöglichkeit sollte es allen Kommunen gleichermaßen – auch Finanzschwachen – möglich machen, Ideen zu erproben. Auch der in Baden-Württemberg konkretisierende Orientierungsplan müsste nicht starr umgesetzt werden, sondern pädagogische Fachkräfte und Expertenhelfer könnten so gemeinsam ein Konzept entwickeln, dass den Gegebenheiten vor Ort und den Bedürfnissen der Kinder entspricht.


Weiterlesen im "bildungsklick" vom 16.03.2023