Landesstrategie für die Bekämpfung der Pandemiefolgen gefordert: Junge Menschen und Familien müssen Schwerpunkt sein

04/2021

Stuttgart, 15. April 2021. Vordringliches Thema für die neue Landesregierung muss nach Ansicht der Diakonie Württemberg die Aufarbeitung der Pandemiefolgen sein. Bildungsbenachteiligung, Armut, psychische Beeinträchtigung und Gewalt nennt Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, beispielhaft als zu bearbeitende Felder.

„Mussten zu Beginn der Corona-Pandemie insbesondere alte Menschen vor einer Ansteckung geschützt werden, müsse die Politik jetzt an die Bearbeitung der Auswirkungen insbesondere für junge Leute, Familien und von Gewalt betroffene Menschen gehen,“ stellt Kirchenrätin Eva-Maria Armbruster, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg, fest. „Kinder und Jugendliche, deren Eltern wenig Unterstützung leisten können,  gehören nach Ansicht der Diakonie zu den „Bildungsverlierern“ in Grundschule, weiterführender Schule und Ausbildung.“ Ebenso seien Einsamkeit und eine schlechte psychische Verfassung Folgen der Pandemie. Gerade Familien, die schon vor der Pandemie belastet waren, seien nun noch mehr unter Druck geraten, auch wirtschaftlich. „Die diakonischen Dienste haben das in den vergangenen Monaten zunehmend gespürt. Aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen dies inzwischen in alarmierender Weise“, sagt Eva-Maria Armbruster. Soziale Kontakte und Aktivitäten seien gerade in der Lebensphase von Kindern und Jugendlichen grundlegend wichtig  für eine gelingende Entwicklung. Sie seien deshalb von den Beschränkungen in besonderer Weise betroffen.

„Die Diakonie Württemberg bittet die neue Landesregierung dringend, eine Landesstrategie für junge Menschen und Familien zur Bewältigung der Pandemiefolgen in den Koalitionsvertrag aufzunehmen“, sagt Annette Noller. Bildungsbenachteiligung und Armut entgegen zu wirken und soziale Teilhabe zu stärken, müsse ein Politikschwerpunkt der nächsten Jahre werden.  Die Bedeutung der Kinder- und Jugendhilfe sei schon im vergangenen Jahr sehr groß gewesen, auch wenn sie nicht im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gewesen sei. Schließlich seien etwa die Mitarbeitenden von Jugendsozialarbeit, Erziehungshilfe, Frauen und Kinderschutzhäusern seit Beginn der Pandemie durchgängig an der Seite der Menschen gewesen, die Unterstützung im Leben brauchen. Diesen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft müsse die Politik stärken. Auch die Freiwilligendienste als Bildungsjahr für junge Menschen nach ihrem Schulabschluss seien auszubauen.