Kinderrechte im digitalen Raum

07/2021

Seit der Verabschiedung der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen vor über 30 Jahren hat sich die Gesellschaft in vielfacher Form verändert. 1989 ahnte kaum jemand, welche Bedeutung die Digitalisierung zukünftig haben wird. Heute prägt sie die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen auf mehrfache Weise. Die COVID-19-Pandemie hat aktuell einen noch größeren Teil des Alltags von Kindern in den digitalen Raum verlagert: Soziale Kontakte, Bildung und Konsum finden immer mehr im Digitalen statt.

Doch die Pandemie hat auch gezeigt, dass längst nicht alle Kinder digital teilhaben können. Während in einigen Staaten der Welt weiterhin ein Großteil der Kinder, vor allem in ländlichen Regionen, über keinen Zugang zum Internet verfügt, sind es in den Staaten Europas deutlich weniger. Doch auch hier zeigt sich ein Digital Divide, der in der Zeit von Schulschließungen und Homeschooling für viele Kinder – insbesondere in vulnerablen Situationen – die Chancen auf ein gutes Aufwachsen schmälert. Mit dem Aufwachsen in einem von digitalen Diensten und Geräten geprägten Umfeld gehen Risiken und Herausforderungen, aber auch Chacen für Kinder einher. Die Digitalisierung schafft den Bedarf, den Schutz von Kindern und ihrer Rechte auf den digitalen Raum auszuweiten. Da die digitale Welt komplex und unübersichtlich ist und eine Vielzahl von Akteuren, auch viele wirtschaftliche Akteure, umfasst und nationale Grenzen überwindet, braucht es Koordinierung und gemeinsame Strategien. Entsprechende Vorhaben werden in den letzten Jahren sowohl auf internationaler als auch auf europäischer und nationaler Ebene verstärkt verfolgt.

Vor diesem Hintergrund ist besonders die Allgemeine Bemerkung des Kinderrechteausschusses der Vereinten Nationen zu Kinderrechten in der digitalen Welt ein wichtiger Schritt. Aber auch andere internationale Initiativen, wie die Kinderrechtsstrategie des Europarats und die kürzlich veröffentlichte Kinderrechtsstrategie der Europäischen Kommission berücksichtigen den digitalen Raum für Kinder in ihrer Agenda.

Die Digitalisierung schafft den Bedarf, den Schutz von Kindern und ihrer Rechte auf den digitalen Raum auszuweiten. Dieses Vorhaben wird sowohl auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene in den letzten Jahren verstärkt verfolgt. Im März 2021 hat der Kinderrechteausschuss der UN eine allgemeine Bemerkung zu Kinderrechten in der digitalen Welt (in Englisch) veröffentlicht. Die Bemerkung soll die Relevanz der Kinderrechtskonvention im digitalen Raum darlegen und Staaten unterstützen, die Kinderrechte auch dort zu schützen und zu erfüllen. Der Bemerkung ging eine zweijährige Konsultation voraus, in der mehr als 700 Kinder eingebunden waren.


Newsletter 1/21 "Kinderrechte im digitalen Raum" der Beobachtungsstelle für gesellschaftspolitischeEntwicklungen in Europa