Kindergesundheitsbericht 2020 veröffentlicht – Zusammenhang zwischen sozialer und gesundheitlicher Lage
12/2020
Wie steht es um die Gesundheit unserer Kinder in Baden-Württemberg? Die Antwort auf diese Frage liefert nun der neue vom Landesgesundheitsamt (LGA) Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart veröffentlichte Kindergesundheitsbericht Baden-Württemberg 2020. Er widmet sich dem Gesundheits- und Entwicklungsstatus von Kindern im Alter zwischen null und sieben Jahren, wobei der Fokus auf der Kindergesundheit im Vorschulalter liegt. Nicht nur der Gesundheitsstatus wird in diesem Bericht beleuchtet, sondern auch verschiedene Einflussfaktoren, die sich auf die Kindergesundheit auswirken – zum einen Verhaltens- und Lebensweisen – zum anderen Verhältnisse wie, beispielsweise die sozioökonomischen Bedingungen der Familie, die frühkindliche Bildung sowie medizinische Versorgung. Insgesamt zeigt der neue Kindergesundheitsbericht Baden-Württemberg einen im Allgemeinen guten Gesundheitszustand der Vorschulkinder in Baden-Württemberg. Kinder, die hier geboren werden, haben grundsätzlich gute Aussichten auf ein langes Leben. So ist die Lebenserwartung in Baden-Württemberg seit Beginn der 1970er-Jahre regelmäßig die höchste in Deutschland (Anlage, Abb. 1). „Das kann auf die insgesamt guten Voraussetzungen für ein gesundes Aufwachsen und Leben in Baden-Württemberg zurückgeführt werden. Dennoch zeigt sich bereits im Kindesalter, dass Gesundheit und Armut zusammenhängen“, erklärte Gesundheitsminister Manne Lucha.
Wie in anderen Bundesländern auch zeige sich eine vergleichsweise nachteilige gesundheitliche Situation von Kindern aus sogenannten bildungsfernen sowie einkommensschwachen Bevölkerungsschichten, so Lucha weiter (Anlage, Abb. 2). „Unser Ziel muss sein, solche Benachteiligung so weit wie möglich zu verringern. Mit der Strategie Starke Kinder – chancenreich, die im diesjährigen Schwerpunktjahr 2020 gegen Kinderarmut entwickelt wurde, setzen wir uns für diese Kinder ein“, sagte Lucha. Die Strategie soll zur Verbesserung von Chancen für armutsgefährdete Kinder in Baden-Württemberg dienen. Der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer, in dessen Behörde das LGA angesiedelt ist, betont: „Kinder sind unsere Zukunft. Bereits in der frühen Kindheit werden die Weichen für die Gesundheit im späteren Leben gestellt. Der Gesundheit unserer Kinder gilt deshalb unsere besondere Beachtung. Durch den Kindergesundheitsbericht erhalten wir nun einen umfassenden Überblick über die gesundheitliche Situation von Kindern in Baden-Württemberg.“
„Nun wurden aktuelle Informationen wieder gebündelt zusammengetragen – wie dies in dieser umfangreichen Form zuletzt beim Kindergesundheitsbericht 2000 der Fall war. Als zentrale Datenquelle des Kindergesundheitsberichts dienten die Erhebungen im Rahmen der Einschulungsuntersuchungen. Die Daten stellen eine hervorragende Basis für die Identifizierung von Handlungsbedarfen für Präventions- und Förderprogramme dar“, erklärt die Leiterin des LGA, Dr. Karlin Stark. Zu den Themenfeldern, die noch Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, zählen Beeinträchtigungen durch die gesundheitliche Ungleichheit, sprich durch die sozial ungleiche Verteilung von Gesundheitschancen und Erkrankungsrisiken. Die im Bericht dargestellten Daten belegen einen deutlichen Zusammenhang zwischen sozialer und gesundheitlicher Lage. Dies zeigt sich beispielsweise auch beim Thema Übergewicht und Adipositas. Erfreulicherweise stagniert der Anteil übergewichtiger Kinder in den letzten Jahren. Derzeit sind acht Prozent der untersuchten Kinder übergewichtig und drei Prozent adipös. Allerdings sind Kinder aus sozial schwächeren Familien grundsätzlich häufiger übergewichtig als Gleichaltrige aus bessergestellten Familien (14 vs. 5 Prozent – Anlage, Abb. 2). Mögliche Gründe hierfür können soziokulturelle Faktoren und eine unterschiedliche Verfügbarkeit von Ressourcen sein.