Keine Zeit für das Sonntagsfrühstück u.a. aus der Demografieforschung
12/2021
Mit anhaltender Dauer der Pandemie zeigen sich immer mehr kurz- und mittelfristige Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben und die Gesundheit verschiedener Alters- und Bevölkerungsgruppen. Der erste Beitrag dieser Ausgabe beschäftigt sich mit der Entwicklung der Lebenserwartung von Frauen und Männern im Jahr 2020, basierend auf Daten aus 30 Ländern. Forschende am Max-Planck-Institut für demografische Forschung konnten mit einem internationalen Team zeigen, dass in den meisten untersuchten Ländern die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich zurückging. Die Verluste waren in den einzelnen Ländern jedoch sehr unterschiedlich. Die COVID-19-Pandemie erwies sich als Hauptursache für diese Veränderungen. Für Russland wird aufgrund von vergleichsweise hohen Sterbefällen im Jahr 2021 mit einem weiteren Rückgang der Lebenserwartung gerechnet.
Um Wochenendarbeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht es im zweiten Beitrag. Wie die Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden und der Universität in Melbourne zeigt, bewerten Mütter und insbesondere Väter, die am Wochenende arbeiten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schlechter als jene, die nur wochentags arbeiten. Auch Jobcharakteristika wie selbstbestimmte Arbeitszeit, Zweitjob, Nachtarbeit und lange Arbeitszeit wirken sich darauf aus, wie Eltern von minderjährigen Kindern Beruf und
Familie vereinbaren können.
Der dritte Beitrag analysiert Lebensformen im jungen und mittleren Erwachsenenalter von Migrant*innen in Deutschland. Wissenschaftlerinnen der Universität Rostock und der Universität Mannheim vergleichen dazu Erwachsene ohne Migrationshintergrund mit türkischstämmigen Migrant*innen erster und zweiter Generation und mit Spätaussiedler*innen. Die Ergebnisse zum Zusammenleben mit oder ohne Trauschein erweisen sich dabei als markant. Unverheiratetes Zusammenleben ist unter Zuwander*innen aus der Türkei und Spätaussiedler*innen äußerst selten, während Personen ohne Migrationshintergrund viel häufiger unverheiratet mit Partner*in zusammenleben.