IWD: Die Mittelschicht in Deutschland ist robust

06/2022

Seit mehr als zehn Jahren gehört rund die Hälfte der Bundesbürger und Bundesbürgerinnen zur Mittelschicht im engeren Sinne. Und die Wahrscheinlichkeit, aus dieser Schicht abzusteigen, ist sogar seit der Wiedervereinigung nahezu unverändert geblieben. Allerdings ist es schwieriger geworden, aus der untersten Schicht in die Mittelschicht aufzusteigen – doch dafür gibt es plausible Gründe.

Wenn man in Deutschland wissen will, wie sich die Einkommen der Haushalte entwickelt haben, ist man auf komplexe Befragungen angewiesen, die der Zeit immer etwas hinterherlaufen. Deshalb stammen die Daten zur Einkommensverteilung, die im Frühjahr 2022 vorlagen, von 2018; sie können also die Effekte der Corona-Pandemie nicht abbilden. Schaut man dann noch auf das wichtigste Ergebnis – dass sich nämlich seit Jahren kaum etwas verändert hat –, könnte man die Berechnungen auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) schnell ad acta legen. Doch das wäre falsch, denn die alte Nachricht, dass es kaum neue Nachrichten gibt, ist eine gute Nachricht – schließlich ist die angebliche Erosion der Mittelschicht nicht nur in Deutschland ein Thema, das so manche Wähler in die Arme von Populisten treibt. Das nahezu unveränderte Ergebnis der Einkommensverteilung (Grafik):

Im Jahr 2018 gehörten 49 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zur Mitte im engeren Sinne – die Frauen und Männer erzielten also zwischen 80 und 150 Prozent des bedarfsgewichteten Medianeinkommens. Steuern, Abgaben und Transferzahlungen sind dabei bereits berücksichtigt.

Wie stabil die Mittelschicht in Deutschland ist, wird allerdings erst klar, wenn man die Entwicklung über einen längeren Zeitraum betrachtet: Von 1991 bis 1997 wuchs der Anteil der eng gefassten Mittelschicht von 50 auf 55 Prozent. Grund dafür war der kräftige wirtschaftliche Aufholprozess in den neuen Bundesländern. Bis 2005 „schrumpfte“ die Mitte dann wieder auf 50 Prozent. Parallel dazu erhöhte sich sowohl der Anteil der armutsgefährdeten Bundesbürger mit weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens als auch der Anteil der Einkommensreichen mit mehr als 250 Prozent. Seitdem hat sich das Schichtengefüge kaum noch verändert: Im Jahr 2018 war der Anteil der Mitte nur rund 1 Prozentpunkt kleiner als im Jahr 2005. Ganzen Artikel lesen über den Link:

 


iwd vom 2.6.2022