IAB: Das bedingungslose Grundeinkommen passt nicht in unsere Arbeitsgesellschaft. Ein sozialphilosophischer Einwurf

07/2023

Das bedingungslose Grundeinkommen, so sehen es viele seiner Befürworter, eröffnet den Menschen den Weg vom „Reich der Notwendigkeit“ ins „Reich der Freiheit“, indem es sie vom ökonomischen Arbeitszwang befreit. Wer so argumentiert, verkennt, dass Arbeit ein Grundelement der menschlichen Existenz ist. Zugleich entlässt er die Arbeitgeber aus ihrer Verantwortung, Vollzeitbeschäftigten existenzsichernde Löhne zu bezahlen.

Unter dem bedingungslosen Grundeinkommen versteht man zunächst ein von eigener Arbeit wie auch von eigener Bedürftigkeit entkoppeltes, allen zustehendes existenzsicherndes Grundeinkommen. Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens geht bis in das 16. Jahrhundert zurück, eine Zeit, in der die meisten Menschen in bitterster Armut lebten und die soziale Kluft gegenüber Adel und Klerus größer nicht hätte sein können. Angesichts der damaligen wirtschaftlichen und politischen Umbrüche und ihrer negativen sozialen Folgen haben politische Reformer darüber nachgedacht, wie sich solche Konflikte entschärfen ließen. Dafür müsste jedem Menschen eine von der Gemeinschaft gewährleistete Grundversorgung zur Verfügung stehen, ohne Ansehen von Person und Situation. Diese Idee skizzierte Thomas More, der englische Staatsmann und Humanist, in seiner 1516 veröffentlichten Schrift „Utopia“. Die Idee hat seither eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. Seit nunmehr einigen Jahrzehnten hat sie den Dunstkreis philosophischer Denkschriften verlassen und ist zum Dauerbrenner sozialpolitischer Debatten in Europa avanciert, an denen sich auch das aufgeklärte Bürgertum nicht selten mit Herzblut beteiligt. Zugleich regt sich an vielen Stellen Widerspruch: in Ministerien und Gewerkschaften, in den etablierten politischen Parteien, aber auch in weiten Teilen der arbeitenden Bevölkerung und der Wissenschaft.

Doch nicht nur der Grundsatz an sich, sondern auch die konkrete Ausgestaltung ist hoch umstritten: Wie hoch soll das Grundeinkommen sein, wie soll es finanziert werden? Wer soll es finanzieren? Welche Sozialleistungen sollen durch das Grundeinkommen abgelöst werden? Nur das Bürgergeld, oder auch die Leistungen für Ältere, Kranke, Kinder? In welchem Maß suchen Menschen noch nach Arbeit und beruflicher Bildung, wenn der materielle Erwerbsdruck abnimmt? Wie ändern sich das volkswirtschaftliche Arbeitsangebot, das Steueraufkommen und die Steuerzusammensetzung, die umlaufende Geldmenge und andere volkswirtschaftlich relevante Größen? Ganzen Artikel weiter lesen über den Link


Markus Promberger | IAB-Debattenbeiträge 10. Juli 2023