Gewalt gegen Frauen: Das Problem wird größer

06/2020

Deutscher Frauenrat 16. Juni 2020 Wir stellen fest: Die ersten Zahlen einer repräsentativen Umfrage zum Thema häusliche Gewalt während der Coronakrise sind erschreckend. Die Studie belegt, dass bei Familien und Paaren, die in Quarantäne lebten oder finanzielle Sorgen hatten, es oft zu häuslicher Gewalt kam. 7,5% der Frauen in Quarantäne berichteten von Gewalt. Die Zahlen zeigen erneut: Geschlechtsspezifische Gewalt ist ein großes gesellschaftliches Problem, das uns alle angeht.

Auch vor Corona war das Hilfesystem für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen völlig überlastet: Es gibt viel zu wenig Frauenhausplätze, Beratungsstellen sind unterfinanziert, das Angebot für Frauen in ländlichen Gebieten, Frauen mit Behinderung oder auch Frauen mit Migrationshintergrund ist oft ungenügend. Viele Maßnahmen und Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verschärfen diese Missstände: Frauenhäuser sind nicht zugänglich, weil sie geschlossen werden oder aufgrund der Hygienemaßnahmen noch weniger Frauen aufnehmen, Beratungsstellen sind schwer zu erreichen. Dazu kommt, dass die überwiegend weiblichen Beschäftigten im Gewaltschutzsystems nicht überall als systemrelevant eingestuft werden. Mitarbeiterinnen fallen aus, weil sie Erziehungs- und Sorgearbeit zu Hause übernehmen oder sie zur Corona-Risikogruppe gehören und zu Hause bleiben müssen. Es fehlt an kurzfristigen Lösungen für all diese Probleme. Der Staat ist aber verantwortlich für den Schutz vor Gewalt – gerade auch in Krisenzeiten.


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