DIW: Wohlbefinden von Familien in Zeiten von Corona: Eltern mit jungen Kindern am stärksten beeinträchtigt
07/2020
Die zur Eindämmung des Corona-Virus angesetzten Maßnahmen brachten große Einschränkungen des alltäglichen Lebens mit sich. Vielfach wurde öffentlich diskutiert, inwiefern diese Einschnitte das Wohlbefinden der Bevölkerung, insbesondere das von Eltern, beeinflusst haben. Bisher gibt es kaum empirische Hinweise, welche Effekte etwa die Schließungen von Kindertageseinrichtungen und Schulen auf die Zufriedenheit von Eltern haben. Befragungsdaten, die vor und während der Corona-Pandemie erhoben wurden, zeigen: Die Zufriedenheit mit dem Leben im Allgemeinen und auch die mit dem Familienleben sowie der Kinderbetreuung ist im Mai und Juni dieses Jahres insbesondere bei Frauen mit jungen Kindern im Haushalt deutlich geringer. Vorher bestehende Gruppenunterschiede in der Zufriedenheit, beispielsweise differenziert nach dem Alter der Kinder oder der Bildung der Eltern, haben sich verkleinert. Die daraus resultierende relative Abnahme der Zufriedenheit ist am größten für Personen mit Kindern unter sechs Jahren sowie für Mütter und Personen mit Abitur. Vor allem Befragte mit Kita- und Schulkindern bewerten die Corona-Maßnahmen als große Einschränkung. Die Ergebnisse dieses Berichts helfen, die gesellschaftlichen Gesamtkosten der Corona-Einschränkungen besser einzuschätzen.
Für künftige Pandemien oder ähnliche Krisensituationen ist dringend zu empfehlen, familien- und bildungspolitische ExpertInnen dauerhaft in Krisenstäben zu verankern, damit die Belange der Familien von vornherein mitbedacht werden.
In: Mathias Huebener, C. Katharina Spieß, Nico A. Siegel, Gert G. Wagner DIW Wochenbericht 87 (2020), 30/31, S. 527-537