DIW: Fehlende Selbstkontrolle und geringe finanzielle Bildung als Ursachen von Konsumschulden

06/2021

In Deutschland ist die gesamte private Haushaltsverschuldung relativ zum verfügbaren Nettojahreseinkommen im Zeitraum von 2000 bis 2019 von 118 Prozent auf 96 Prozent kontinuierlich gesunken. Damit liegen die deutschen Haushalte unter dem OECD-Schnitt. Das erklärt sich vor allem dadurch, dass die Deutschen weniger Immobilien und entsprechende Hypotheken haben. Allerdings gilt in Deutschland laut dem Schuldenatlas 2020 etwa jede/r zehnte Erwachsene als überschuldet, kann also Zahlungsverpflichtungen über längere Zeit hinweg nicht mehr nachkommen, selbst wenn der Lebensstandard reduziert wird. Die häufigsten Gründe sind Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut, Krankheit, Trennung, gescheiterte Selbstständigkeit und eine sogenannte unwirtschaftliche Haushaltsführung. Die Anzahl der Überschuldungfälle mit dieser letztgenannten Ursache stieg von 2008 bis 2020 um 68 Prozent an. Unwirtschaftliche Haushaltsführung ist inzwischen für 16 Prozent der Fälle oder schätzungsweise 1,09 Millionen Personen maßgeblich. Im iff-Überschuldungsreport 2020 wird unangemessenes Konsumverhalten als wichtigste Ursache für etwa jeden zehnten Überschuldungsfall angegeben.Bei den unter 25-Jährigen ist diese Quote höher: Unangemessener Konsum macht in dieser Gruppe fast 16 Prozent der Überschuldungsfälle aus.

Auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP)info zeigt sich in aktuellen Daten einer Sondererhebung, dass sich knapp neun Prozent der Befragten große Sorgen und weitere 31 Prozent sich einige Sorgen um ihre wirtschaftliche Situation machen. Diese subjektive Wahrnehmung ist ein weiteres Signal dafür, dass die Haushaltsfinanzen in Deutschland vielfach als kritisch angesehen werden.


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