Binnenmigration: Die Landflucht der jungen Deutschen

11/2019

Das Land überaltert, die Städte bleiben jung: Was auf den ersten Blick wie eine Binsenweisheit klingt, ist in Wirklichkeit eine relativ neue Entwicklung. Bis Mitte der Nullerjahre war die Landbevölkerung im Mittel sogar jünger als die Einwohner von Städten. Inzwischen verhält es sich genau umgekehrt – und der Gegensatz vergrößert sich rapide. Denn junge Erwachsene ziehen massenhaft vom Land in die Stadt, während Ältere und Alte aus der Stadt aufs Land ziehen. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, die dem SPIEGEL vorab vorlag. Dafür untersuchten die Forscher für jeden der mehr als 400 deutschen Landkreise die Binnenmigration verschiedener Altersgruppen der Jahre 2008 bis 2014, also die Umzüge innerhalb Deutschlands über Landkreisgrenzen hinweg. Dabei analysierten sie nicht nur den Umfang der Binnenmigration – sondern auch die Faktoren, die beeinflussen, ob und wohin jemand umzieht.

Demnach verschärft sich die demografische Ungleichheit in Deutschland durch die Umzugsentscheidungen erheblich. Das wird bereits am Wanderungssaldo aller erwachsenen Deutschen gleich welchen Alters deutlich: Unter dem Strich zogen in den sieben betrachteten Jahren 250.000 Deutsche mehr in die Städte als von dort fortzogen – entsprechend hoch war der Verlust für den ländlichen Raum. (Die Forscher betrachteten tatsächlich ausschließlich die Umzüge deutscher Staatsbürger innerhalb des Bundesgebiets, um die Effekte der Zuwanderung aus dem Ausland auszuschließen – in dem Zeitraum etwa wegen der Eurokrise und der Flucht vor Bürgerkriegen.)

(Quelle: Florian Diekmann in Spiegel Online)


Studie des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung

Vollständiger Artikel auf Spiegel Online