Bericht: Corona verschärft Armut in Deutschland

03/2021

Laut einer Studie der Bundesregierung ist die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland durch die Corona-Pandemie breiter geworden. Finanziell treffe die Pandemie vor allem die Einkommensschwachen und habe bei rund 30 Prozent der Menschen aus dieser Schicht zu Problemen bei der Deckung laufender Kosten geführt, so lautet der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag, 5.3.) zufolge das Fazit eines Entwurfs des sechsten Armuts- und Reichtumsbericht des Bundesarbeitsministeriums. Der Zeitung liegt der Entwurf nach eigenen Angaben vor. Demnach profitieren die Besserverdiener eher noch von der Pandemie.

Die Studie mit dem Titel „Lebenslagen in Deutschland“ hält fest, dass rund ein Prozent des Nettovermögens auf die Haushalte in der unteren Hälfte des Einkommens entfalle, während die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Nettovermögens auf sich vereinten. Auch die Aufstiegschancen aus der Armut in die untere Mittelschicht oder darüber hinaus blieben konstant niedrig, während aus der Mitte immer wieder Menschen in die Oberschicht aufstiegen. Der Bericht, den das Ministerium alle vier Jahre vorlegt, werde derzeit noch von anderen Ressorts ergänzt und solle dann vorgestellt werden, hieß es.

Der 2014 von der Bundesregierung eingeführte Mindestlohn wirke sich laut Bericht hingegen positiv auf die Situation von Geringverdienern aus. Demnach profitierten 2019 knapp zwei Millionen Arbeitnehmer vom Lohnanstieg. Der Anteil der Niedriglohn-Beschäftigten sei 2018 auf das niedrigste Niveau seit über zehn Jahren gesunken, allerdings gelte immer noch rund jeder Fünfte Deutsche als Niedriglohn-Empfänger.

Dauerhaft niedrige Verdienste könnten auf lange Sicht auch Folgen für den demokratischen Prozess haben, warnte der Bericht. Menschen mit geringem Einkommen würden sich eher selten freiwillig oder politisch engagieren. „Die Wahlbeteiligung ist in allen Bevölkerungsschichten in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland wie in den meisten Industrieländern gesunken. Bei den Wahlberechtigten mit geringem Einkommen war der Rückgang aber überdurchschnittlich stark“, so die Analyse. „Dadurch verstärken sich Risiken des Ausgeschlossen-Seins von politischen und gesellschaftlichen Willensbildungsprozessen.“


Süddeutsche: Armuts- und Reichtumsbericht, 5. März 2021

BMAS 6. Armuts- und Reichtumsbericht