Beängstigend: Zahl der sachgrundlosen Befristungen verdreifacht

03/2020

Düsseldorf (KNA)

Sachgrundlose Befristungen bei Arbeitsverhältnissen in Deutschland haben in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen. Zwischen 2001 und 2018 hat sich die Zahl von rund 550.000 auf 1,8 Millionen mehr als verdreifacht, wie eine am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichte Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergab. Demnach sind im Jahr 2018 rund 3,2 Millionen Jobs in Deutschland befristet gewesen. Laut Studie finden sich die meisten befristeten Arbeitsverhältnisse in Großbetrieben, wo sie häufig als eine Art „verlängerte Probezeit“ verwendet würden. Bei kleinen Betrieben sei der Kündigungsschutz schwächer ausgeprägt, weshalb der Anreiz für sachgrundlose Befristungen geringer sei. Zudem seien Kleinbetriebe mit der Rechtslage weniger vertraut als Unternehmen mit Personalabteilungen.

Auch zwischen den Bundesländern bestehen den Angaben zufolge Unterschiede. Am höchsten sei der Anteil der sachgrundlos Befristeten mit mehr als sechs Prozent in den Bundesländern Berlin und Bremen. In der Hauptstadt entfalle ein Drittel aller befristeten Einstellungen auf die darstellenden Berufe, etwa Schauspieler, deren Beschäftigung oft nur wenige Tage dauere. In Bremen spiele der Logistikstandort Bremerhaven eine wichtige Rolle. So bestünden knapp 90 Prozent der beendeten Jobs im Bereich Verkehr und Lagerhaltung hier weniger als ein halbes Jahr. Die Wissenschaftler begrüßen die im Koalitionsvertrag vorgesehene Regelung, dass Arbeitgeber mit mehr als 75 Beschäftigten höchstens 2,5 Prozent der Belegschaft sachgrundlos befristen dürfen. Dieser brauchbare Weg müsse aber nun Gesetzeskraft erhalten, um wirksam zu werden. (KNA, 20.3.2020)