Arbeit von pro familia in der Krise wichtiger denn je

05/2020

Stuttgart, 8.5.2020. Auch wenn das öffentliche Leben wegen des Corona-Virus fast zum Erliegen gekommen ist: die Nöte von Familien, die nur über geringes Einkommen verfügen, die Sorgen von schwangeren Frauen mit Unterstützungsbedarf und die Nöte ungewollt Schwangerer sind es nicht. Und während es Familien gibt, die dem plötzlichen Mehr an gemeinsamer Zeit etwas abgewinnen können, kommen andere, die in beengten Verhältnissen leben, mit der ungewohnten Situation schlecht zurecht. Daher gilt auch und gerade in Corona-Zeiten: die Arbeit von pro familia ist wichtiger denn je.

Die Beratungsangebote von pro familia werden unvermindert angefragt. Frauen, die ungewollt schwanger sind, aber auch Familien, die sich um ihre wirtschaftliche Situation sorgen, melden sich verstärkt in den Beratungsstellen. Was, wenn mein Betrieb die Krise nicht übersteht und ich arbeitslos werde? Was ist mit Mutterschaftszeit und Elterngeld, wenn ich in Kurzarbeit gehen muss? Welche Hilfen können wir als Familie bekommen, wenn die wirtschaftliche Grundlage einbricht? Wie die Kinderbetreuung organisieren? Weil unmittelbare Kontakte weitgehend vermieden werden müssen, bieten die Beratungsstellen den Großteil der Beratungen derzeit per Telefon oder über gesicherte Videokanäle, wie sie auch im ärztlichen Bereich Anwendung finden, an.

Für die Übergabe persönlicher Unterlagen und Nachweise, die zum Beispiel bei Stiftungsanträgen notwendig ist, wurden technische, aber auch andere phantasievolle Lösungen gefunden, diese sicher und berührungsfrei zu übermitteln. Da wird auch schon mal ein Eimer aus dem ersten Stock heruntergelassen, in den die Dokumente eingelegt werden. Für manche der Ratsuchenden sind telefonische oder Videoberatungen keine guten Alternativen: aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten, weil aufgrund beengter Verhältnisse kein ungestörtes Telefonat möglich ist, weil geringe Deutschkenntnisse erfordern, eine Dolmetscherin zuzuziehen. In diesen Fällen sind unter strengen hygienischen Voraussetzungen auch weiter Beratungen in der Beratungsstelle möglich. Viele Teams arbeiten in Schichten, damit eine Infektion nicht zur Schließung der Beratungsstelle führt, wenn künftig Beratung wieder vermehrt in den Beratungsstellen stattfindet.

Bei der Vorstellung des neuen REPORTS, der aus der Arbeit der Beratungsstellen 2019 berichtet und einen Ausblick auf 2020 gibt, stellt Vorstandsvorsitzende Ruth Weckenmann fest: „Auch wenn klassische Veranstaltungen mit Gruppen derzeit nicht stattfinden können: die Arbeit läuft über andere Formate weiter, denn der Bedarf ist unvermindert vorhanden.“ Viele Beratungsstellen haben beispielweise digitale Sprechstunden für Jugendliche eingerichtet, verschicken Schüler*innen- und Elternbriefe und geben Medienhinweise, weil derzeit keine sexualpädagogischen Veranstaltungen stattfinden können. Selbst Paarberatung wird zunehmend über digitale Kanäle angeboten. Während die Kosten auch durch die Aufrüstung technischer Arbeitsmittel und die Konzipierung digitaler Angebote steigen, bricht die Einnahme-Situation bei pro familia ein. „pro familia muss einen Teil der Kosten selbst erwirtschaften. Die wichtigen Einnahmen aus kostenpflichtige Gruppenveranstaltungen fallen aber in diesem Jahr aufgrund der Kontaktsperre weitgehend weg. Wir hoffen hier auf eine zusätzliche krisenbedingte Unterstützung.“


pro familia report 2019