ExpertInnenhearing 11/2008: Das Bildungssystem gerechter machen – Was können Ganztagesschulen dazu beitragen?
Schule und ihre Ausgestaltung prägen das Leben von Familien mit Schulkindern in besonderer Weise. Die Schule ist neben dem Elternhaus wichtigster Lebens- und Entwicklungsraum für Kinder und Jugendliche. „Schule“ befindet sich derzeit in einem tief greifenden Wandel und ist unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Akteure ausgesetzt.
Dabei geht es um die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit, die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule ebenso wie um die Möglichkeiten der Schule, den belastenden Folgen von Migration oder Armut über besondere Konzepte entgegenzusteuern.
Schließlich belegen die verschiedenen Studien zu den Bildungsergebnissen eindrücklich die enge Verknüpfung von Bildungserfolg mit der sozialen Herkunft. Das gilt insbesondere auch für unser Bundesland. Hier sind wirksame Konzepte zur Ausgestaltung von Schule als Lebensraum sowie gelingende Erziehungs- und Bildungspartnerschaften gefragt.
Der Landesfamilienrat Baden-Württemberg hat daher zu einer Anhörung von Expertinnen und Experten eingeladen. Im Zentrum stand die Frage, wie Ganztagesschulen bzw. Ganztagesangebote ausgestaltet sein müssen, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Das Hearing fand im Rahmen der Mitgliederversammlung 2008 des Landesfamilienrates statt und diente der Positionierung des Zusammenschlusses seiner Mitgliedsverbände. Diese forderten im Anschluss an die Anhörung die Einführung der Ganztagsschule als ein im Schulgesetz des Landes verankertes Regelangebot und damit den zügigen, flächendeckenden Ausbau einer gebundenen und rhythmisierten Ganztagsschule für alle Schularten.
Der Landesfamilienrat Baden-Württemberg setzt sich damit für ein klares Bekenntnis der Landesregierung zur verbindlich ausgestalteten Ganztagesschule als künftiges Regelangebot ein, das ins Schulgesetz des Landes aufzunehmen sei. Dabei kann es jedoch nicht nur um die Verlängerung des jetzigen Vormittags-Unterrichtes gehen. Erforderlich sind vielmehr eine Rhythmisierung des Unterrichtes, modernere Lernkonzepte, kleinere Klassen und eine gezielte individuelle Förderung. Eltern müssen einerseits entlastet, andererseits als Partner verstärkt in den Bildungsprozess eingebunden werden. Neben anderen Lernkonzepten ist nicht nur eine bessere personelle Ausstattung der einzelnen Schulen notwendig, sondern die stärkere Einbeziehung der Eltern und die Öffnung der Schulen ins Gemeinwesen.